St. Katharinen Kirche Schönemoor
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Der Umgang mit dem Tod bei Kindern

Entwicklungspsychologische Aspekte

Kinder unter 3 Jahren können den Tod noch nicht begreifen, weil sie noch kein Zeitverständnis haben. Eine relativ kurze Abwesenheit der Bezugsperson wird schon als Bedrohung empfunden. Sie reagieren auch auf Trauerempfindungen ihrer Bezugspersonen mit Verunsicherung.

Kinder zwischen 3 – 5 Jahren erkennen, dass Tote sich nicht mehr bewegen.

Tod wird aber noch als vorübergehender Zustand verstanden. Sie reagieren mit besonderem Forschungseifer, z.B. das Totsein und wieder – lebendig – Werden im Spiel zu ergründen. Sie befinden sich in der Phase des magischen Denkens und erleben sich selbst als Mittelpunkt der Welt. So kann der Tod eines anderen als strafe für eigenes Fehlverhalten aufgefasst werden.

Für Kinder zwischen 5 – 9 Jahren wird der Tod realistischer. Sie entdecken die Gesetzmäßigkeiten des Lebens. Sterben hat etwas mit alt und krank, nicht aber mit ihnen selbst zu tun. Sie interessieren sich für die Begleiterscheinungen des Todes: Todesursachen, Sarg, Beerdigungszeremonien, Friedhöfe..., aber auch wenn – dann – Schlüsse werden gezogen: Wenn die Freundin meiner Mutter gestorben ist, dann kann auch meine Mutter plötzlich sterben. Verlust- und Trennungsängste können entstehen.

Kinder ab 10 Jahren erkennen den Tod als abschließendes und unausweichliches Ereignis im Leben, sie stellen Beziehung zu logischen und biologischen Tatsachen her: Man ist tot, wenn man kalt ist, nicht atmet und keinen Puls hat. Der Tod ist nicht rückgängig zu machen. Sie beginnen, nach dem Sinn zu fragen und setzen sich mit ersten Gedanken zur Unsterblichkeit auseinander.

In der Pubertät ist es für Jugendliche oft sehr schwer, sich dem Thema Tod zu öffnen. Alles in ihnen strebt nach der Entfaltung des eigenen Lebens, ist auf Zukunft ausgerichtet. Andererseits drängen sich bei Schwierigkeiten auch Todeswünsche auf, sie haben manchmal Mühe, das Leben als sinnvoll und lohnend anzunehmen.

 

Vorschulalter

Obwohl ein Kleinkind sich unter dem Wort Tod noch nichts vorstellen kann, reagiert es auf einen Verlust. Das emotionale Klima zu Hause ist verändert, das Kind bemerkt die veränderten Reaktionen wichtiger Bezugspersonen. Die die meisten Kinder unter fünf Jahren ist der Tod nichts Endgültiges. Ein Kind im Vorschulalter glaub häufig nicht, dass der Tod endgültig ist, sondern dass der Verstorbene zurückkommt. In diesem Alter besitzen sie noch keine Zeitbegriff. Unter „für immer“ oder „nie wieder“ können sie sich noch nichts vorstellen So vergleichen sie den Tod oft mit dem Schlaf. „Weg sein“ und „tot sein“ bedeutet für sie das Gleiche. Häufig warten sie mit einer scheinbar emotionalen Gleichgültigkeit auf, indem sie zum Beispiel Sätze wie: „ich komme dann auch zu deiner Beerdigung“ oder „ich möchte neben dir beerdigt werden“, äußern. Andererseits sind drei- bis vierjährige schon gut in der Lage, Trauer über ein verstorbenes Tier zu empfinden. Ein Nachsinnen über den eigenen Tod kommt in diesem Alter noch nicht vor.

 

6 bis 10jährige Kinder

In diesem Alter haben die Kinder schon einige Erfahrungen mit dem Tod gemacht. Sie können den Tod zwar als Realität ansehen, aber er trifft in ihrer Vorstellung nur andere, insbesondere alte Menschen. Bei einigen Kindern besteht eine starke Tendenz, den Tod als eine Person oder einen Geist anzusehen. Kinder dieser Altersstufe werden am besten mit dem Problem fertig, wenn wir ehrlich zu ihnen sind und sie auf verständliche Weise informieren.

Eine wirkliche Vorstellung vom Tod entwickelt sich erst ab dem Schuleintrittsalter.

In dieser Entwicklungsphase ist es dem Kind möglich, sich in die Situation einzufühlen und mitzufühlen. Nun verfügen sie allmählich über konkrete Vorstellungen über den Tod: Tote liegen im Sarg unter der Erde. Sie atmen nicht mehr und haben die Augen geschlossen. Allerdings zeigen Kinder in diesem Altern noch immer wenige Emotionen. Sie sind eher neugierig, wollen wissen, wie „tot sein“, wie Beerdigung funktioniert. Sie sind an technischen Details interessiert. Erst ab etwas dem neunten Lebensjahr erkennen Kinder den Tod als etwas Natürliches, was allen Lebewesen widerfährt.

 

10jährige und Jugendliche

Kinder dieser Altersstufe haben bereits realistische Vorstellungen, die auf Beobachtungen biologischer Vorgänge beruhen (z.B. totes Tier auf der Straße). Der Tod ist endgültig und kann durch natürliche und unfallbedingte Ursachen hervorgerufen werden. Der Tod als das Ende des Lebens ist für diese Altersgruppe ein besonders beängstigendes und schmerzliches Erlebnis. Der Tod wird gesehen als Folge eines biologischen Ausfalls von Organfunktionen. Er wird erlebt als endgültig und furchterregend. Diese Sicht bringt ein Gefühl der äußersten Verletzlichkeit.

 

Christine Stockstrom, Dozentin, Dipl. Supervisorin.

Mit Kindern über Tod und Sterben reden...

 

Niemand wünscht sich diese Situation. Und doch kann es sinnvoll sein zu überlegen, was mache ich denn, wenn...?

 

Wenn jemand in der Familie oder im Freundeskreis stirbt und Kinder betroffen sind, ist die Unsicherheit oft groß: Soll ich lieber so tun, als wäre nichts?

Kann ich meine Trauer einem Kind zumuten?

 

Erfahrene Pädagogen können in diesen Fragen Sicherheit geben, auch wenn die Aufgabe immer schwer sein wird.

 

Hier sind ein paar Tipps zum Gespräch mit dem Kind, von Barbara Cramer:

  • Kinder ertragen Tränen, aber keine Täuschung.

    Der/die Erwachsene sollte seine Gefühle nicht unterdrücken und verstecken.

  • Grundsätzlich tut es gut, Ruhe und Zeit bei einem Gespräch zu haben:

    * Zum Zuhören, was das Kind fragt und sagt,

    * Zum geduldigen Schweigen

    * Zum behutsamen Erfragen der Vorstellungen des Kindes

  • Es ist gut, möglichst frühzeitig die Worte „Trennung, Abschied, Sterben und Tod“ in das Sprechen mit dem Kind aufzunehmen.

  • Ein guter Zeitpunkt für ein Gespräch über Sterben und Tod sind Gelegenheiten, bei denen sich Vergänglichkeit zeigt: fallende Blätter, welkende Blumen, der zertretene Regenwurm, die überfahrene Kröte, der Friedhof an der Autostraße. Es sollte nicht gewartet werden, bis ein Todesfall tatsächlich eintritt.

  • Wichtig ist die Art und Weise, wie mit einem Kind gesprochen wird (Tonfall, Stimmung, Ruhe, Zeit).

  • Bilderbücher eignen sich besonders gut als Gesprächseinstieg.

  • Aufrichtige Aussagen, keine falschen Hoffnungen, kein verschleiern der Wahrheit: Die Wahrheit ist immer leichter zu ertragen als die Ungewissheit.

  • Der Bewegungsdrang des Kindes sollte beachtet und als Hinweis für eine Ruhepause oder Beendigung des Gesprächs genommen werden.

  • Alle Fragen und Äußerungen sind ruhig anzuhören. Es soll nur das erklärt werden, wonach die Kinder fragen. Sie sollen zum weiteren Reden ermuntert werden.

  • Die Aussagen sollen eindeutig und kurz sein.

  • Kleine Kinder denken konkret und nicht abstrakt. Sie verstehen Begriffe nicht, die im übertragenen Sinn verwendet werden: z.B. „Wir haben Opa verloren“ heißt dann: „keine Sorge, wir werden ihn schon wieder finden“; oder: „Oma ist eingeschlafen“ könnte Angst vorm Einschlafen zur Folge haben. Besser: „Xy ist tot. Er kommt nie wieder.“

  • Am Ende des Gesprächs sollte immer die Frage stehen, ob noch weitere Erklärungen notwendig sind. „Wenn dir noch weitere Fragen einfallen oder wenn du weiter sprechen möchtest, dann sag es bitte“.